Das Fahrrad im Heeresdienst

aus Coburger Zeitung vom 11.06.1890

Es sind jetzt 15 Jahre her, dass in Italien die ersten Besuche angestellt wurden, mittels Radfahrern eine Verbindung zwischen den höheren Stäben und den Truppenkommandos herzustellen. Man erreichte eine Geschwindigkeit bis zu 19 km in der Stunde und die Radfahrer vermochten sowohl der Infanterie als auch der Kavallerie zu folgen in den letzten Jahren erfolgte die Einführung des Fahrrades in größerem Umfang, so dass jetzt in jedem Regiment 4 bis 5 Fahrräder und eine Anzahl im Fahren ausgebildeter Mannschaften vorhanden sind Punkt in Österreich nahm man die Versuche 1884 auf; In Deutschland wurden nach den in Frankfurt am Main und Straßburg angestellten versuchen in den größeren Festungen Fahrräder beschafft Komma um den Dienst zwischen der Stadt und den Force zu versehen. Bei Feldmanövern fand die erste Verwendung in Frankreich auf (1886) und in der Schweiz (1887) Stadt. Am neunten und 17. Französischen Armeekorps taten während der Manöver 1887 der Westen mit ihren Fahrrädern Dienst; Bei jedem Chor Stapel waren 10 Komma bei den Divisionen und 5 Komma bei den Brigaden 2 eingeteilt; Die erzielte Schnelligkeit betrug für die Tagesstunde 15 bis 20 Kilometer, für die Nachtstunde 10 kilometer. England beschloss sich trotz der Verbreitung des Fahrradsports erst 1887 zu militärischen versuchen; dieselben fielen so gut aus, dass man ein Jahr später Sektionen von Radfahrern zusammenstellte und sie allein im Sicherheitsdienst verwendete.  Man bildete Radfahrer Abteilungen von 1 Offizier, 2 Unteroffizieren, 20 Mann, 1 Hornisten dieselben allein gegeneinander manövrieren. Dies dürfte indessen einer Verwendung im Ernstfall keineswegs entsprechen; denn bei einer Friedensübung mag das gegenseitige Manövrieren von Radfahrern einen recht hübschen Anblick gewähren, wenn aber die Kugeln pfeifen Komma wird die Sache doch wesentlich anders, zumal von Benutzung einer Deckung für den Radfahrer kaum die Rede sein kann. Nach unserer Ansicht wird das Fahrrad immer nur hinter der ersten Linie, also außerhalb des Schutzbereichs vorteilhaft Verwendung finden zur Überbringung von Meldungen und Nachrichten Komma kurz Komma zum Telegrafen und Postdienst die jetzt gebräuchlichen Fahrräder kann man in 5 Klassen einteilen: 1. das Zweirad mit 2 durchaus ungleichen Rädern und hohem Sitz; das Vorderrad wird unmittelbar bewegt;  2. „Safety“ (kleines Zweirad) mit 2 gleich niedrigen Rädern, Sitz zwischen denselben, das hintere Rad durch Kette und Zahnrad bewegt; 3. das Zweirad nach dem System wie „Safety“, aber mit 3 Rädern von gleicher Höhe; 4. Tandem, das Dreirad für 2 Personen; 5. das Vielrad, für 3 bis 20 Personen eingerichtet. Letzteres ist unseres Wissens nur in England in Benutzung, ist aber mehr zu Sportkünsteleien, als zur militärischen Verwendung geeignet. Bei Nacht ist übrigens die Verwendung des Fahrrades nicht ungefährlich, wie ein im Jahre 1858 im dänischen Heer vorgenommener schwerer Unfall bewies.

Coburger Zeitung 11.06.1890